Hohenzollern Radweg: königliches Bikepacking-Abenteuer von Stuttgart bis zum Bodensee

Einsame Schotterwege durch weitläufige Wälder, das idyllische Flusstal der Lauchert oder majestätische Burgen aus Kaisers Zeiten - die Vielseitigkeit des Hohenzollern Radwegs macht die rund 280 Kilometer lange Strecke von Weinstadt nach Konstanz am Bodensee zu einem echten Geheimtipp für Radreisende! In diesem Artikel nehmen wir dich mit auf unsere viertägige Tour entlang des Hohenzollern Radwegs, versorgen dich mit praktischen Infos für deine Planung und verraten dir, was du entlang des Weges auf keinen Fall verpassen sollst. 

 🏞️ Zwischen Fachwerkromantik, Felsenpanorama und Burgenflair führt dich der Hohenzollern Radweg durch einige der reizvollsten Landschaften Baden-Württembergs. Highlights entlang der Strecke sind unter anderem das imposante Schloss Sigmaringen, die majestätische Burg Hohenzollern, das ehemalige Zisterzienserkloster Bebenhausen und der naturbelassene Schönbuch – ideal für eine entspannte Pause im Grünen.

🌿 Besonders gelungen ist die Routenführung: Über weite Strecken verläuft der Radweg durch Naturparks, Waldgebiete und stille Flusstäler – darunter der Naturpark Obere Donau, der Schönbuch, das Laucherttal und das Albvorland. Statt viel Verkehr und Asphalt erwartet dich hier ein grünes Band der Ruhe, in dem du oft stundenlang nur Vogelgezwitscher, Wind und deine Reifen hörst. Lediglich das letzte Stück am Bodensee führt manchmal entlang einer Bundesstraße, aber du bleibst dabei stets auf Radwegen.

🚴‍♀️ Mit rund 3000 Höhenmetern bietet die Strecke sportliche Abwechslung und bleibt trotz vieler Schotterpassagen technisch einfach. Dank gut ausgebauter, meist autofreier (oder sehr autoarmer) Wege mit lückenloser Beschilderung ist der Radweg ideal für Touren- und Gravelbikes, E-Bikes und auch (sportliche) Bikepacking-Einsteiger (für Rennradreifen ist der Weg allerdings nichts). Und wer Glück mit dem Wetter hat, wird mit Fernsichten bis zu den Alpen belohnt!

🥨 Die Strecke bleibt ein Geheimtipp – abseits vom Massentourismus, aber reich an Erlebnissen. Kleine Hofläden, Gasthäuser mit schwäbischer Küche und stille Aussichtspunkte machen jede Etappe besonders. Und wer sich für Geschichte interessiert, radelt hier direkt durch die Heimat der Hohenzollern-Dynastie – mit Spuren der Kaiserzeit an jeder Ecke. 

 Wir haben uns den 270km langen und knapp 3000 Höhenmeter zählenden Radweg in 4 Etappen eingeteilt, um neben dem Radeln auch noch etwas Zeit für die Bewunderung der Hohenzollern-Bauwerke zu haben. Vor Ort haben wir dann aber gemerkt, dass man in all den imposanten Burgen und Schlösser noch DEUTLICH mehr Zeit hätte verbringen können. Außerdem gibt es zahlreiche Gelegenheiten für lohnenswerte Umwege (weiter unten dazu mehr). Jetzt ist uns auch klar, warum von offizieller Seite der Radweg in 6 kürzere Etappen empfohlen wird. 😉  

Wichtig ist, dass du dir die Etappen nach deinen Bedürfnissen einteilst. Wer ganz ohne Strom fährt, wird durchaus bei dem einen oder anderen Anstieg ins Schwitzen kommen. Zumindest ist es uns so ergangen, wie du in den nachfolgenden Etappenbeschreibungen lesen kannst:

Umgeben von sanften Weinhängen startet die erste Etappe direkt am Bahnhof von Endersbach (Weinstadt) östlich von Stuttgart. Die Steigungen sind moderat und schweißtreibend zugleich, aber die Ausblicke auf das Remstal entschädigen jede Anstrengung. Über Schotterwege, Nebenstraßen und durch Fachwerkdörfer erreichen wir im Naturpark Schönbuch die pure Idylle: Kilometerlang führt die Route hier durch Wälder, gemütliche Pausenplätze laden zum Verweilen ein und wir sehen Rehe aus nächster Nähe!

Ein echtes Highlight: die Kloster- und Schlossanlage Bebenhausen – ein architektonisches Gedicht aus Zisterzienserkloster und Jagdschloss. Der Eintritt ist mit der Alb Card sogar gratis. Kurz vor dem heutigen Etappenziel entdecken wir noch das Schloss Hohenentringen, das uns mit einem herrlichen Biergarten und einem grandiosen Weitblick ins Tal magisch anzieht. Rottenburg am Neckar ist jetzt nur mehr eine Abfahrt entfernt!

Zu Beginn dieser Etappe dreht sich alles rund um die majestätisch auf einem Berg thronende Burg Hohenzollern. Sie ist der Stammsitz des deutschen Adelsgeschlechts Haus Hohenzollern, die einst den Kaiser von Deutschland stellten und zählt damit zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten des Landes! Der Blick auf die Burg begleitet uns viele Kilometer. Die Route führt allerdings nicht direkt zur Burg, wer sie besichtigen will, sollte mindestens einen zusätzlichen, halben Tag einplanen. 

Abkühlung finden wir heute bei einem kleinen, versteckten Wasserfall kurz nach Schlatt. Ein absoluter Geheimtipp! Wir stecken Füße und Hände hinein und warten, bis unsere überhitzten Körper (es hat heute über 30 Grad 🥵) wieder Normaltemperatur erreichen. Endlich auf der Schwäbischen Alb angekommen, geht es abwechselnd durch Natur und kleine Ortschaften stetig bergauf. Dabei radeln wir vorwiegend auf Radwegen oder kleinen Dorfstraßen, auf denen uns nur selten ein Auto begegnet.

Wir kommen dank der Routenführung dem Alltag der Menschen sehr nahe und während wir gestern noch Rehe im Naturpark beobachteten, lauschen wir heute am Marktplatz den Alltagsgeschichten. Das macht das Reisen mit dem Rad so spannend!

Kaum zwei Kurven hinter Gammertingen sind wir plötzlich mittendrin im satten Grün des Laucherttals. Der Radweg schlängelt sich entlang der glasklaren Lauchert, vorbei an schroffen Felswänden, leuchtenden Blumenwiesen und durch kühle Waldstücke. Die Landschaft ist so bezaubernd, dass aus einer eigentlich schnellen Etappe ein genussvoller Bummel wird – mit vielen Fotopausen versteht sich!

In Hettingen überkommt uns die Neugier – wir machen einen spontanen Abstecher hinauf zum Schloss. Von hier oben öffnet sich ein fantastischer Blick über die roten Dächer des Ortes. Das Schloss dient heute als Rathaus, was uns am Samstagvormittag einen stillen, fast märchenhaften Moment auf dem Schlosshof beschert.

Nach 36 Kilometern durch pure Lauchert-Idylle stehen wir plötzlich auf einer Brücke – und unter uns fließt die Donau! Noch jung und gemächlich windet sie sich dank erfolgreicher Renaturierung durch das leuchtend grüne Band des Naturparks Obere Donau. Flussaufwärts wartet Sigmaringen – eine Stadt mit Fürstenflair. Wir gönnen uns eine ganze Stunde für das prächtige Schloss Sigmaringen. Die prunkvollen Innenräume erzählen vom Glanz vergangener Zeiten, und ganz nebenbei erfahren wir, dass die Redewendung „alles in Butter“ von einem Spiegeltransport in flüssiger Butter stammt (der Spiegel wurde in Butter transportiert, um ihn zu schützen). Tipp: Mit der AlbCard gibt’s den Eintritt sogar gratis. 

Eventuell war das heute unsere neue Lieblingsetappe am Hohenzollern Radweg!

Schon wieder der letzte Tag? Aber wir wollen doch gar nicht, dass der Hohenzollern Radweg aufhört! Zum Glück steht uns heute noch eine lange, vielversprechende Etappe bevor. Wir starten im Süden der Schwäbischen Alb, radeln vorbei an der ehemaligen Residenzstadt Meßkirch, bis wir das Naturschutzgebiet Sauldorfer Baggerseen erreichen. Zugvögel und gefährdete Vogelarten finden hier wichtigen Lebensraum und wir können die Vögel beim morgendlichen Federnputzen aus nächster Nähe beobachten.

Überhaupt ist heute der Tag der Tierbeobachtungen: Ein Rotmilan bleibt direkt vor uns im Baumwipfel sitzen, am Feld scheinen die Störche gerade für ihre Jahreshauptversammlung einzutreffen und ein Reh steht im hohen Gras am Straßenrand und wartet, bis wir vorbei gefahren sind. Solche Momente zeigen eindrucksvoll, wie naturnah die Strecke auch an diesem letzten Tag verläuft.

Und während wir staunend durch die Natur radeln, beginnt es plötzlich wie aus Kübeln zu schütten. Zum Glück ist es auch heute sommerlich warm bei 26 Grad, sodass wir auf die Regenjacken verzichten können. Klatschnass, aber bestens gelaunt, rollen wir der Abfahrt nach Ludwigshafen entgegen – dort öffnet sich der Blick auf den Bodensee. So weit, so glitzernd – wir haben fast das Gefühl, das Meer zu erreichen.

Bei strahlendem Sonnenschein radeln wir am Ufer des Bodensees entlang, vorbei an Badestränden, Obstbäumen und schicken Wohnvierteln. Der letzte, moderate Anstieg führt uns hinauf auf den Bodanrück, bis wir letztlich vor den Toren der Blumeninsel Mainau stehen. Wer die blühende Insel besuchen möchte, sollte mindestens einen halben Tag einplanen!

Für uns endet der Radweg im Zentrum der schönen Stadt Konstanz – während sich über unseren Köpfen schon das nächste Gewitter zusammenbraut. Wir retten uns in letzter Sekunde ins nächste Restaurant und stoßen an: auf vier Tage voller Natur, Geschichte und Fahrradvergnügen!

Wenn du nun Lust bekommen hast, den Hohenzollern Radweg selber zu fahren, gibt es hier noch ein paar weitere, praktische Informationen für deine Reiseplanung!

Anreise mit der Bahn nach Stuttgart/Endersbach

Die Anreise zum Startpunkt des Hohenzollern Radwegs kann nicht einfacher sein! Die S-Bahn Station Endersbach ist lediglich eine 20-minütige Fahrt vom Stuttgarter Hauptbahnhof entfernt. Gut, die ewige Baustelle in Stuttgart muss bei der Umsteigezeit berücksichtigt werden, aber zumindest muss man sein Fahrrad nirgendwo drüber heben, sondern kann es ganz gemütlich schieben. 

Stuttgart ist sowieso von allen Himmelsrichtungen gut angebunden. Aus Salzburg gibt es sogar eine Direktverbindung mit dem IC. Wie auf dem Foto zu sehen, gibt es 8 Fahrradstellplätze, die vorab reserviert werden müssen. In der Urlaubssaison sind sie schnell ausgebucht, früh buchen lohnt sich!

Fahrräder in Regionalzügen innerhalb Baden-Württembergs transportieren

Wenn du dein Fahrrad außerhalb der Hauptverkehrszeiten (Mo-Fr von 6-9 Uhr) in den Regionalzügen in Baden-Württemberg mitnehmen möchtest, ist das in der Regel kostenlos möglich. In der Hauptverkehrszeit kostet ein Ticket ca. 6 Euro. Weil diese Regel aber viel zu einfach wäre, sind manche Strecken von der kostenlosen Fahrradmitnahme ausgeschlossen. (Wieso einfach, wenn es kompliziert auch geht? 😉) Um welche Strecken es sich dabei handelt, kannst du hier nachlesen:  https://www2.bwegt.de/reiseinformationen/fahrradmitnahme

Abreise mit der Bahn von Konstanz

Von Konstanz gibt es sowohl einen Bahnhof auf Deutscher Seite als auch einen auf der Schweizer Seite. Wer von Konstanz in den Norden möchte, nimmt die Deutsche Bahn. Wer Richtung Süden oder Osten möchte, nimmt am besten die Schweizer Bahn. Mit einmal Umsteigen kommt man so vom Bahnhof Kreuzlingen  bis nach Bregenz (AT). Von Bregenz gibt es schnelle Verbindungen von der ÖBB und der Westbahn nach Innsbruck, Salzburg und weiter bis Wien. Fahrradmitnahme ist bei allen Verbindungen möglich, Reservierung ist jedoch erforderlich.  

Wir haben uns kurzerhand dazu entschlossen, die Strecke von Konstanz nach Bregenz mit dem Fahrrad zurückzulegen. Am Bodensee-Radweg entlang sind es in etwa 66 Kilometer und 200 Höhenmeter. Eine schnelle Strecke zum Abschluss! Hier auf Komoot.

Wir empfehlen, die Etappen vorab festzulegen und damit auch die Unterkünfte noch vor der Anreise zu buchen. Schließlich findet man nicht an jeder Ecke entlang des Weges eine Unterkunft, auch wenn die touristische Infrastruktur durchwegs sehr gut ist. 

Hier findest du eine gute Übersicht über Unterkünfte entlang des Hohenzollern Radwegs: https://www.schwaebischealb.de/rad/hohenzollern-radweg/uebernachtung In der Listenansicht siehst du, welche Unterkunft eine Alb Card oder eine Bodensee Card anbietet, oder ein Bett + Bike Betrieb ist.

Wir haben alle Unterkünfte vorab gebucht und waren ohne Zelt unterwegs. Entlang des Weges gibt es aber auch den einen oder anderen Campingplatz.

Der Hohenzollern Radweg ist bestens ausgeschildert. Wer zusätzlich die GPX-Daten auf dem Handy oder Fahrradnavigationsgerät haben möchte, lädt sich am besten die offiziellen GPX-Daten runter.

💡Tipp! Informiere dich vorab über aktuelle Umleitungen (z.B. Aufgrund von Baustellen) auf der Webseite des Hohenzollern Radweges. 

Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten direkt entlang des Hohenzollern Radwegs:

• Kloster Bebenhausen (AlbCard)
• Schloss Hohentringen
• Wasserfall Starzel
• Schloss Hettingen
• Schloss Sigmaringen (AlbCard) & Prinzengarten
• Kultur- & Museumszentrum Meßkirch
• Blumensinsel Mainau
• Konstanz

Mögliche Umwege für weitere, lohnenswerte Entdeckungen:

• Universitätsstadt Tübingen (WOW!)
• Esslingen (traumhafte Fachwerkstadt mit Weingärten)
• Burg Hohenzollern (die wichtigste Burg von allen)

💡Tipp: Mit der Alb Card bekommt man freien Eintritt zu vielen Sehenswürdigkeiten, Freibädern, Museen und fährt kostenlos mit dem ÖPNV. Die Alb Card bekommt man für die Dauer des Aufenthaltes vom Gastgeber geschenkt, wenn man in einem der über 150 teilnehmenden Unterkunftsbetrieben übernachtet. Mehr Infos hier.

Hie noch einmal die wichtigsten Links, damit du dich bestens auf deine Tour am Hohenzollern Radweg vorbereiten kannst:

• Weitere Informationen zum Hohenzollern Radweg findest du auf der Seite des Schwäbische Alb Tourismusverbandes 
• Umleitungen (z.B. Aufgrund von Baustellen) findest du auf der Webseite des Hohenzollern Radweges
• Die originalen GPX-Daten findest du hier
• Unterkünfte findest du hier

• Ein ausgesprochen naturnaher Radweg, der uns durch viele Naturschutzgebiete und Naturparke geführt hat. Und das oft auf herrlich einsamen Schotterwegen!
• Jedes Mal, wenn wir aus den Tiefen der Wälder hinausgefahren sind oder am oberen Ende des Hügels angekommen sind, war schon das nächste kulturelle Highlight in Sichtweite. Damit bietet der Radweg die perfekte Mischung aus sportlicher Herausforderung, Natur und Kultur.
• Täschle, Streusel und Butterbrezeln lassen die Beine immer schön weiter kurbeln 😉
• Beim nächsten Mal würden wir uns etwas mehr Zeit einplanen, um auch die Burg Hohenzollern besichtigen zu können. Tübingen und Esslingen kennen wir schon, die beiden Städte wären aber definitiv auch den kleinen Umweg wert!
• Es ergibt Sinn, bei einem AlbCard Gastgeber zu übernachten - so sind viele Eintritte kostenlos und es lohnt sich auch, eine Sehenswürdigkeit nur kurz zu besichtigen.
• Das Ziel ist der Bodensee und irgendwie haben wir es verabsäumt, einen Badetag hinten dran zu hängen. Im Sommer wäre das ein lohnenswerter Abschluss!

Warst du schon mal auf dem Hohenzollern Radweg unterwegs? Teile deine Tipps und Erfahrungen gerne in den Kommentaren!